In Hinblick auf ein zunehmend multi-optionales und erlebnisorientiertes Kultursystem wird die Entscheidung eines potentiellen Konzertbesuchers heute nicht mehr nur zwischen Konzert, Oper oder Theater getroffen: Kino, Club sowie „der Italiener um die Ecke“ konkurrieren mit dem Abendkonzert.
Bei den Fragen, wie die Kulturangebote der Zukunft aussehen könnten, wer die Besucher und Kulturschaffenden von morgen sind und wie sich gar zukünftige Überschneidungen zwischen Kulturnutzung, Kulturproduktion und Kulturgestaltung äußern, sind neue Beteiligungsformen und interaktive Musikwahrnehmung von zunehmender Bedeutung.
Was vor 20 Jahren fast undenkbar schien, ist nun Realität geworden: Die so genannte Alte Musik ist in den großen Konzertsälen und Veranstaltungsreihen angekommen. Doch gleichzeitig scheint für den anfänglichen Pioniergeist nur wenig Platz zu sein. Wie kann die Alte-Musik-Szene zurück zu ihren Wurzeln finden und innerhalb der Zwänge eines etablierten internationalen Marktes innovativ sein?
Was bedeutet das klassische Konzert als künstlerische und relevante Plattform heute? Was bedeutet „betterconcerts“? Warum braucht es bessere Konzerte? Was heißt eigentlich besser und wie lässt sich das bewerten? Ein Interview mit der Moderatorin Friederike Holm und Julian Rieken (Künstlerischer Leiter, betterconcerts.org) über Hintergründe und Ziele der Plattform im Kontext einer sich rasant wandelnden Musikszene.
2020 war ein schwieriges Jahr. 2020 war aber auch das Jahr des großen Umbruchs, die einzige Konstante war die stete Veränderung. Vieles von 2020 wird bleiben, die Ereignisse werden lange nachwirken. Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Diese Zeiten sind jetzt.
Corona hat die Kultur in eine Art Zwischenzustand versetzt: Zwischen Sein oder Nichtsein, zwischen analoger Stille und digitalem Pausenprogramm, zwischen Stillstand und Dauerbetrieb. Wie kann Kunst und Kultur mit dem derzeitigen Dazwischen-Seins konstruktiv-spielerisch umgehen?
Die aktuelle Situation ist eine Art Zäsur, täuscht aber darüber hinweg, dass viele der jetzigen Fragen auf strukturelle und grundlegende Probleme hinweisen, die in der Kulturszene schon lange vor Corona existieren. Wir stehen alle vor schwierigen Fragen. Doch antworten – wer könnte das besser als die Kunst?
Welche Rolle spielt Kunst, welche Rolle kann Kunst spielen? Was Kunst vermag, was Veränderung mit ihr und durch sie bedeuten kann, diese Frage bleibt der Thematik immanent. Denn das Kreative als Kunst sucht die Frage und nicht die Antwort.