Una Solo

Die Musiktheater-Performance folgt dem Solisten in sein minutiös angelegtes Archiv und assoziiert zwischen Spezialistentum, Virtuosität und gesellschaftlicher Isolation. Im Spannungsfeld von Handwerk und Technik, Sinnlichkeit und Hochkultur, Disziplin und Anarchie entsteht ein Porträt des Solisten als Extremist in der Haltung und am Instrument, das radikal fremd bleiben darf.

Ted Kaczynski, ehemaliger Harvard-Professor der Mathematik, entschloss sich in einer Hütte im Wald zu leben und von dort aus Briefbomben zu verschicken. Johannes Schwarz, Solist und Mitglied des Ensemble Modern, verfügt über ein Klangarchiv, das zehntausende Soundfiles speichert und auf Befehl wiedergibt. Die Theatermacher Gregor Glogowski und Benjamin Hoesch nähern sich dem Phänomen des Solo-Terroristen und des Solo-Musikers aus der Außenperspektive: Ihre Musiktheater-Performance folgt dem Solisten in sein minutiös angelegtes Archiv und assoziiert zwischen Spezialistentum, Virtuosität und gesellschaftlicher Isolation. Im Spannungsfeld von Handwerk und Technik, Sinnlichkeit und Hochkultur, Disziplin und Anarchie leistet „UNA SOLO“ keine Aufklärung, ist keine Dokumentation. Vielmehr entsteht ein Porträt des Solisten als Extremist in der Haltung und am Instrument, das radikal fremd bleiben darf.

Musikalisches Programm

Sascha Dragicevic: PIU und AUTOGAMIE für Fagott und Elektronik

Franck Bedrossian: TRANSMISSION für Fagott und Elektronik

Pierluigi Billone: EDRE II für Solofagott

Marc Applebaum: ECHOLALIA für Soloperformer

Besetzung

Soloperformer: Johannes Schwarz

Ton/Technik: Sebastian Schottke

Regie/Licht/Einrichtung: Benjamin Hoesch und Gregor Glogowski

 

Credits

Eine Produktion von Gregor Glogowski und Benjamin Hoesch in Koproduktion mit dem Künstlerhaus Mousonturm und HELLERAU - Europäisches Zentrum der Künste Dresden. Gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Bisherige und kommende Veranstaltungen

15/16/17.4.2018 Theater im Mousonturm Frankfurt

8.5. Theater Hellerau

23.10.2020: Gießen: Rathaus-Konzerte im Pausenraum

 

Bei Johannes Schwarz allerdings führt der Extremismus des Solisten nicht in autistische Isolation, sondern mit souveräner Bühnenpräsenz in eine generöse, der Welt zugewandte öffentliche Arbeit.

Frankfurter Rundschau

Nachgefragt

Welche besonderen gestalterischen Mittel wurden eingesetzt und warum? Welches dramaturgische/szenische Konzept wurde verfolgt?

Der Weg eines Einzelgängers, der mit Hilfe vom Zusammenbau von erstmal lose vorhandenen Objekten einer eigenen, inneren "Idee-fixe" folgt. Daraus lässt er ein Klangkonvolut erstehen, das (nur-) er beherrscht, sich damit aber aus seiner Rückgezogenheit letztendlich nicht befreit sondern darin verliert. Gestaltung: gesammelte Objekte transformieren immer mehr zum musikalischen Konzept- eine Komposition entsteht, Darstellung eines Einzelgängers (spielend, musizierend) im Zelt/ beim Camping, gejagt von Technik (Metronom, das in einem Musikstück immer mehr die Oberhand gewinnt und ihn aus dem Stück nahezu herauskegelt), alles mit Spots auf Einzelschauplätze (Objekttisch, Zelt, Campingsituation, Konzertstück, Improszene), bis hin zur Schlußszene, wo dem Raum dampfend und durch Motorenbewegungen ein vom Darsteller kalkuliertes Ende bereitet wird. Die gesamte Zeit intensive Nutzung von Lichteffekten, Spots, Audiotechnik, Mikroports, Surroundbeschallung.

Welche Erfahrungen in Bezug auf dieses Projekt könnt Ihr mit anderen teilen? Was war positiv, was war negativ? Was hat funktioniert, was nicht?

Positiv war insbesondere die Förderstruktur des Theaters Mousonturm/Frankfurt in Kooperation mit Theater Hellerau, die uns eine langfristige Versuchzone ermöglichten (Raum/Technik) und 4 Konzerte in den Plan aufnahmen. Auf Werkstätten und das Equipment konnte zurückgegriffen werden.

Welche Parameter haben Euch eingeschränkt, was die größte Herausforderung? Wie seid ihr damit umgegangen? 

Ein Konzert musste mit Raumkonzept an einen nicht-Theaterraum angepasst werden (Giessen), daher extra Anleihe von Licht/Audioequipment notwendig. Das szenische Konzept ist aber dahingehend flexibel genug.

Was habt Ihr persönlich aus diesem Projekt gelernt?

Die größte Herausforderung war es, eine Transformation eines "gewöhnlichen" Solokonzerts in eine musiktheatralische Situation zu erreichen, ohne dadurch die Musik als Plattform einer Auseinandersetzung zu verdrängen oder zu verlieren. Es entstand ein Themenkomplex, der durch die Höhen und Tiefen eines Solisten und Einzelgängers führt. Extremsituationen wie die Geschichte des Einzelgängers "Una-Bombers" Ted Kaczynski dienten als Vorlage und Ansporn zur Umsetzung. Der Fokus und die Inspiration auf Einzelobjekte und Einzelklänge zu Beginn des Abends resultieren aus dem digitalen Klangarchiv des Soloperformers Johannes Schwarz.