Agorá: Kunstlied meets Poetry Slam

Ein musikalisch-literarischer Abend mit Wettbewerbscharakter gestaltet von Lied-Duos und Poetry-Slammer*innen. Das Lied mit der Patina vergangener Zeiten wirkt erfrischt und verjüngt im Spiegel des Poetry Slams. Ein Ort des kreativen Austauschs auf und vor der Bühne. Ein Konzertabend der neue Denkanstöße gibt und Platz für Diskussionen lässt.

Bei AGORÁ-KUNSTLIED MEETS POETRY SLAM treffen klassische Kunstlieder außerhalb der etablierten Konzertsäle auf moderne Slam-Poetry. Die jeweiligen inhaltlichen Themenschwerpunkte sind je nach Veranstaltungsformat flexibel und bedingen die Auswahl der Lieder. Jeweils zu einem gleichen Thema hört das Publikum abwechselnd einen Slam-Text und ein Kunstlied. Ein Abend voll Musik und Poesie, der gekonnt eine Brücke zwischen Altbewährtem und Neuerzähltem schlägt und trotz des spielerischen Wettstreits der Künste den Blick mehr auf die Gemeinsamkeiten als auf die Unterschiede der beiden Kunstformen lenkt.

Interdisziplinär und interaktiv - AGORÁ ist ein Konzertformat, das ein heterogenes Publikum anspricht, unabhängig von Herkunft, Alter, Kultur und Vorkenntnissen. Mit Hilfe von Moderation und Live-Abstimmungen im Slam-Charakter wird das Publikum nicht nur direkt angesprochen, sondern auch zu einem besonders genauen Zuhören und Mitgestalten des Abends eingeladen.

Was zunächst als Clash der Welten im Battle-Gewand daherkommt, ist am Ende der Zauber vielfältiger, berührender, beeindruckender und inspirierender Klangrede. Das Lied mit der Patina vergangener Zeiten wirkt erfrischt und verjüngt im Spiegel des Poetry Slams, der mal lapidar hingeworfen, manchmal ratternd, mal wogend im Singsang eine neue musikalische Dimensionierung durch die Lieder erlebt. 

Andrea Tober, Education Abteilung der Berliner Philharmoniker
 

Musikalisches Programm 

Franz Schubert, Robert Schumann, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Hugo Wolf, Alexander v. Zemlinksy, Hanns Eisler, Georges Aphergis (*1945)

Besetzung

Marlene Heiß und Fee Brembeck (Idee, Konzept, Künstlerische Leitung)

Juliana Zara, Sopran | Marine Madelin, Sopran | Changbo Wang, Bariton I Diogo Mendes, Bariton | Jule Eckert, Slampoetin | Jessy James Lafleur, Slampoetin | Noah Klaus, Slampoet | Micha Ebeling, Slampoet Fee Brembeck, Moderation I Marlene Heiß, Klavier

Bisherige und kommende Aufführungen

Theater im Delphi Berlin, 31.3. 2019

Rhonefestival für Liedkunst, ABUSITZ Zeughaus Kultur Brig (CH), 30.5.2019

BRUX Freies Theater Innsbruck (A), 6.12.2019

Fabriktheater Moabit Berlin, 29.2.2020

Davos-Festival (CH), Ort tba, 11.8.2020

Nachgefragt

Welche besonderen gestalterischen Mittel wurden eingesetzt und warum? Welches dramaturgische/szenische Konzept wurde verfolgt?

Partizipation des Publikums durch Live-Abstimmungen während eines Abends, an dem klassische Kunstlieder gesungen werden - ein spielerischer Kampf der Künste! Durch die gemeinsamen thematischen Schwerpunkte werden das gesungene Lied und das gesprochene Wort am Ende aber vor allem vereint als gegeneinander aufgewogen. Zudem herrscht ein lockerer Salon-Charakter auf der Bühne: kein klassisches Auf-und Abgehen der Sänger*innen, stattdessen ein Miteinander-Sein und Einander -Zuhören aller beteiligten Künstler*innen.

Beschreibe den künstlerischen und kreativen Entstehungsprozess.

Ausgangspunkt war eine Projektausschreibung des Internationalen Kammermusikwettbewerbs 'Franz Schubert und die Musik der Moderne' 2018 für innovative Konzertformate in der Kategorie Lied-Duo. Ein Vorläufer-Konzept von AGORÀ gewann hier den AUDIENCE ENGAGEMENT Sonderpreis und bestärkte uns in unserem Vorhaben das Kunstlied durch ein interdisziplinäres Format in einen neuen Kontext zu setzen und neu zu beleben. Warum? Weil Kunstlied sogar von Klassik-Liebhabern oft nur als Nischenkunst wahrgenommen wird. Man findet es gerne altbacken, steif und nicht mehr zeitgemäß. Aber wir finden, das stimmt nicht! Lied lebt zum Einen von einer intimen und zugleich extrem ausdrucksstarken musikalischen Zusammenarbeit von Sänger*in und Pianist*in und zum Anderen von seiner Symbiose aus Poesie und Musik. Die Poesie bildet bei AGORÀ die Schnittstelle zur sehr aktuellen künstlerischen Ausdrucksform des Poetry-Slam. Dadurch bilden wir eine Brücke in's Heute und wollen zeigen: Gute Lieder sind zeitlos.

Welche Erfahrungen in Bezug auf dieses Projekt könnt Ihr mit anderen teilen? Was war positiv, was war negativ? Was hat funktioniert, was nicht?

Die Resonanz sowohl von Seiten des Publikums als auch von den teilnehmenden Sänger*innen und Poet*innen war überwältigend positiv, was uns sehr berührt und weiter bestärkt hat. Auch unsere Hoffnung, dass das Ergebnis des spielerischen Wettstreits am Ende gar nicht so wichtig ist und alle als Gewinner*innen wahrgenommen werden, ist bisher immer voll aufgegangen. Die Konzeption ist jedes Mal auf's Neue ein nicht zu unterschätzender Aufwand, denn jeder AGORÁ-Abend ist anders und und benötigt eine sehr gut durchdachten Zusammenstellung des musikalischen Programms. Aber gleichzeitig ist das auch das Schöne und fordert immer wieder dramaturgisch heraus: da ist kein Zurückgreifen auf altbewährte Muster und immer gleiche Lied-Kombinationen möglich!

Welche Parameter haben Euch eingeschränkt, was die größte Herausforderung? Wie seid ihr damit umgegangen? 

Die Finanzierung unserer Premiere war zunächst ein großes Fragezeichen, aber da wir zum Zeitpunkt noch beide an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin studierten, haben wir schließlich auf deren Unterstützungsmöglichkeiten zurückgegriffen - eine große und wichtige finanzielle Starthilfe.

Was habt Ihr persönlich aus diesem Projekt gelernt?

Dass Lied lebt! Und Lied und gesprochenes Wort zusammengehören! Es lohnt sich, den Schritt aus dem klassischen Format des Liederabends herauszuwagen und in Austausch und Diskussion mit anderen Künsten und dem Publikum zu treten!