Destruction Loops

Was mit einer musikalischen Idee beginnt, entwickelt sich zu einem Prozess, der fast zu einem Exorzismus wird. Der Elektrokünstler und Komponist Hainbach verwandelt mit magnetischen Messern auf Tonbänder aufgenommene Klangcollagen über Stunden in Bruchstücke und Staub. Aus Hass wird Musik.
Akteure und Orte
Publikum
Raum

Was mit einer musikalischen Idee beginnt, entwickelt sich zu einem Prozess, der fast zu einem Exorzismus wird. Der Elektrokünstler und Komponist Hainbach verwandelt mit magnetischen Messern auf Tonbänder aufgenommene Klangcollagen über Stunden in Bruchstücke und Staub. Das IMPULS-Festival wird seit Jahren von der AfD und rechten Gruppen diffamiert und attackiert. Statt sich einschüchtern zu lassen, reagiert es in Kooperation mit betterconcerts.org auf künstlerische Weise. In einer raumfüllenden Klanginstallation werden Collagen der schlimmsten Kommentare, Attacken sowie Auszüge aus dem offiziellen AfD-Wahlprogramm auf langen Bandschleifen durch den Performanceraum geschickt. Scharfen Flächen und Kanten ausgesetzt, werden die Bänder langsam abgeschabt, der Inhalt Stück für Stück abgetragen und ausradiert. Nur das Musik tragende Band wird ungehindert in seinem Loop kreisen. Der Hass wird exorziert, die Musik bleibt bestehen.

Am Steintor führt der Performer Hainbach seine „destruction loops“ auf – Zeugnisse offener Ablehnung und „echten“ Hasses, die sich aus Nachrichten und Reden über „Impuls“ ergossen. Hainbach hat eine Collage aus diesen authentischen Texten gebaut, sie werden verfremdet und schließlich in Klängen aufgelöst.

Andreas Montag, Mittdeutsche Zeitung
 

In Halle an der Saale kreisen Tonbänder durch einen kleinen Raum mit großen Schaufenstern. „Deshalb taugt diese Kunst und Kultur auch so rein gar nichts“, ertönt eine Männerstimme mit rollendem R. „Sie ist nichts anderes als eine Lobdichtung auf das linke Menschenbild, eine fade Panegyrik, die selbst die unpolitischste Kunst überhaupt, die Musik, zur Posaune des linksliberalen Establishments degradiert.“ Die Stimme gehört Hans-Thomas Tillschneider, kulturpolitischer Sprecher der AfD Sachsen-Anhalt. Es folgen ähnlich gelagerte Kommentare, Attacken sowie Auszüge aus dem AfD-Wahlprogramm. Rein optisch hätte die raumfüllende Klanginstallation etwas Idyllisches, wären die Tonbänder nicht scharfen Messern ausgesetzt. So werden sie langsam abgeschabt und dematerialisiert, der Inhalt Stück für Stück ausradiert, Hass zu Staub gemacht. 

Diese Klanginstallation versteht sich als Reaktion gegen verbale und strukturelle Angriffe durch AfD-Mitglieder auf Impuls. Die andere Bandschleife dient einer Musikwiedergabe, die den geschredderten Hass überdauert.

Roland H. Dippel, neue musikzeitung
 

Besetzung 

PRODUKTION Impuls21, betterconcerts.org

Komposition/Installation Hainbach

Künstlerisches Konzept Hainbach, Julian Rieken

Recherche & Dramaturgie Julian Rieken

Vertonung Kathrin Singer, Sylvia Belka-Lorenz, Hans Rotman, Patrick Suhm